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Berichte über das Schulwesen im Kirchspengel Chotieschau


Das Schulwesen in Chotieschau

Friedebert Volk berichtet im Buch „Kirchsprengel und Kloster Chotieschau“ ausführlich über das Erziehungswesen in Böhmen und und der Chotieschauer Gegend (Seite199ff). Demnach gab es bereits im 17. Jahrhundert einen geregelten Schulbetrieb in den Orten Chotieschau, Dorf Tuschkau, Obersekerschan, Dobrzan und Littitz. Auf Anordnung des Tepler Abtes wurde im Jahr 1789 in Chotieschau eine zweiklassige Schule in der Nähe der Kirche errichtet. Wegen der steigenden Schülerzahlen war diese Schule bald nicht mehr groß genug, sodaß der Gemeinderat schon 1895 den Bau einer neuen Schule mit zehn Lehrzimmern am gleichen Standort beschloss. Das neue Schulhaus entstand zwischen 1899 und 1901.Das Gebäude enthält links vom Eingang einen Turnsaal, rechts die Schuldienerwohnung sowie Räume für die gewerbliche Fortbildung. Darüber liegen in zwei Etagen die Klassenzimmer .Im Jahre 1912 gab es z. B. eine sechsklassige Knabenvolksschule im ersten und eine siebenklassige Mädchenvolksschule im zweiten Stock. Die Orte Mantau und Lossin gehörten zum Einzugsbereich dieser Schule. Die Leiter der Knabenvolksschule waren nach Josef Spitzhüttl Franz Klepfer und nach Franz Schrott Gustav Putzlocher. Die Leitung der Mädchenvolksschule hatten nach Franz Glosauer Maria Popp, Oberlehrer Stohl, Else Zimmer und von 1940 bis 42 Franz Schrott inne; danach für je ein Jahr Josef Plaschka und Otto Turtenwald.

Die Orte Teinitzl und Horschikowitz bildeten seit 1891 einen eigenen Schulverband mit zunächst einer einklassigen Schule in Teinitzl im Gebäude des Gemeindeamtes und ab 1912 einem Neubau der zweiklassigen Volksschule mit Lehrerwohnung. Schulleiter waren die Oberlehrer Pergher, Johann Wenisch und ab 1938 Josef Frei, Vertretung bis Kriegsende war Frau Martha Platzer.

 Im Jahr 1928 wurde im Rahmen der Tschechisierung des Sudetenlandes ein neues Schulgebäude an der Straße nach Staab fertiggestellt. Diese zunächst tschechische Schule hatte sechs Klassenräume und einen  Turnsaal im Souterrain

In der Chotieschauer Volksschule gab es später nur für die ersten vier (bzw. fünf) Jahrgänge eigene Klassen. Die letzte vier (bzw. drei) Jahrgänge waren in der Klasse 5 (bzw. 6) zusammengefasst. Dies war möglich, weil ein Großteil der Schüler nach dem 5. Schuljahr zur Bürgerschule nach Staab ging. Chotieschau erhielt erst ab 1940 eine eigene Bürgerschule. Sie wurde im Gebäude der ehemaligen tschechischen Minderheitenschule eingerichtet und ersparte den Kindern den Fußmarsch nach Staab. Ihr erster Direktor war Josef Schrödl, der auch der Initiator für die Einrichtung der neuen Lehranstalt war. Zum Lehrkörper der ab 1942 offiziell genannten Hauptschule gehörten ferner Frau Erna Janka, geb. Schrödl, Fräulein Erna Gubernat, Fräulein Anna Karl  sowie die Herren Dobl und Heidl. Auch einige Kinder der höheren Klassen der Teinitzler Schule besuchten ab dem 5.Schuljahr die Hauptschule in Chotieschau.

Mit dem Ende des 2.Weltkrieges ab Mai 1945 waren die deutschen Schulen geschlossen. Die Kinder der sudetendeutscher Bürger durften bis zur Aussiedlung in den Monaten April/Mai des Jahres 1946 keine Schulen besuchen. Die Schülerinnen und Schüler über 14 Jahre mußten in der Landwirtschaft (meist am Meierhof) oder in der Ziegelei arbeiten.                                                                                                                                                                                                                         G.F.
Volksschule    Hauptschule
             
 Volksschule in Chotieschau                                                                                   Hauptschule an der Straße nach Staab



Unser Schulweg im Winter

Zur Volksschule, welche in Chotieschau unweit der Kirche stand, hatten wir einen 3 km langen Weg zu gehen.  Diesen Weg mußten wir außer Mittwoch und Samstag, an diesen Tagen war Halbtags-Unterricht, täglich viermal laufen.  Im Winter ging es im Dunkeln von daheim fort.  Stellenweise gab es keine Straßenbeleuchtung, der Weg war verschneit.  Kamen wir vom Wege ab, versanken wir im Schnee.  Wer kümmerte sich schon um`s Schneeräumen.  Bei Glatteis war früh nicht gestreut, so daß wir mehr rück- als vorwärts kamen.  Bis zur Kirchenstiege war der Weg vorwiegend eben.  Von da ab ging`s steil bergan über 70 oder sogar 80 Stufen.  Ich habe sie oft gezählt, weiß jedoch nicht mehr wie viele es waren. Jedenfalls war dieses Stück im Winter sehr beschwerlich zu gehen und kostete uns manchen Schweißtropfen.  Beim Gasterl hinauf (Gäßchen, ein kleiner Umweg) war es ebenso. Dort legten Chotieschauer Kinder ihre Halzl an, so daß blankes Eis am Wege war.Wenn die Menschen, die dort wohnten, nicht Asche streuten, mußten wir eben sehen, wie wir hinauf kamen.  Abgehetzt kamen wir in die Schule und mußten noch Lust zum Lernen haben.  Es war eine Quälerei.  Wir beneideten die Kinder, welche diese Strapazen nicht hatten.  Oben, bei Schule und Kirche, war gut gestreut, so auch auf der Kaiserstraße.  Dort gingen die meisten Lehrkräfte, weil ihre Wohnungen an dieser Straße lagen.  Bei sehr schlechter Witterung blieben wir über Mittag in der Schule.  Mutter gab uns ein größeres Stück Brot mit, oder wir gingen ins Kloster auf eine warme Suppe, welche wir unentgeltlich bekamen.  Die Gemeindevertretung von Mantau und Lossin setzte sich öfter mit der Schulleitung zusammen, sprach über diese Zustände, beriet den Bau einer Volksschule in Mantau.  Es blieb jedoch ein frommer Wunsch.  Wer die Schuld hatte, daß dies nicht verwirklicht wurde?  Die Mantauer und Lossiner gewiß nicht.
Als wir größer waren kamen wir in die Bürgerschule nach Staab. Der Weg dorthin führte über` s Oltwerk und die Eisenbahnbrücke nach Staab. Im Winter war der Weg dorthin sehr schlecht, es war nur ein Gehweg, welcher bei hohem Schnee nicht zu benutzen war.  Am besten gingen wir die Bahnlinie entlang.  Diese führte vom Mantauer Kohlenschacht "Austria" zum Bahnhof nach Staab und war 4 Kilometer lang.
Kurz bevor die Bahn die Kaiserstraße nach Chotieschau überquerte war unterhalb des Bahndammes ein kleiner Tümpel, umwachsen von Wasserpflanzen, bewohnt von Kröten. Im Winter war der Tümpel meist zugefroren.  Als wir einmal in die Nähe desselben kamen, sahen wir, daß zwei Mitschüler auf dem Eis hin und her liefen.  "Wos toutsn dou?" "Mia in mochn a Böicheis!" kam die Antwort.  Wir Mädel standen am Bahndamm und schauten zu.  Das Eis bog sich schon ganz bedenklich, und trotzdem liefen die beiden noch darüber.
Auf einmal tat es einen Krach, und die Helden standen mit beiden Beinen bis über die Knie im Wasser.  Voll Schmutz und Schlamm stiegen sie aus dem Tümpel und schallendes Gelächter begleitete sie. Am Heimweg trafen wir sie wieder, mit steifen Hosen an denen noch einiges vom Böicheis dran war.  Mit diesem Abenteuer wurden sie noch lange geneckt.  
Ja, so war es zu meiner Schulzeit!
Nannl


Im Kloster Chotieschau betrieben die Schwestern vom Orden der Salesianerinnen eine Schule für höhere Töchter, die einen ausgezeichneten Ruf hatte. Die Schule war fünfklassig mit Pensionat.Hauptanliegen der Erzieherinnen war, sie auf ihren zukünftigen Beruf als Hausfrau und Mutter vorzubereiten. Aber auch Fremdsprachen wurden gelehrt. Im Jahr 1938 wurde die Klosterschule aufgelöst.

Einen eindrucksvollen Bericht von der segensreichen Erziehungsarbeit des Mädchenpensionats im Kloster schrieb Frau Annemarie Scharf im Heimatbrief 1965 (S.542 f):

EIN JAHR KLOSTERPENSIONAT IN CHOTIESCHAU
Als ich 1935 die 4. Klasse Bürgerschule besuchte, meine Zeugnisse immer ausgezeichnet waren, bearbeitete mich mein damaliger Bürgerschuldirektor und Klassenlehrer, Herr Losleben, ich solle doch die Aufnahmeprüfung an der Lehrerbildungsanstalt in Mies machen.  Zu der damaligen Zeit war der Lehrberuf die einzige Chance für uns Deutsche.  Der Andrang war dementsprechend groß. Wir waren über 200 Bewerber und 50 wurden nur ausgewählt.  Ich war nicht unter den Glücklichen, aber Herr Losleben meinte, ich solle nicht aufgeben und es nächstes Jahr noch einmal versuchen.  In der Zwischenzeit wollte ich aber zu Hause nicht herumlungern, und da meine Eltern durch geschäftliche Verbindungen im Kloster Chotieschau bekannt waren, meldeten sie mich für ein Jahr im Klosterpensionat an.
Die Angelegenheit war ziemlich kostspielig.  Allein für Kost und Unterkunft zahlte man über 500 Kronen, und jedes Unterrichtsfach kostete noch extra.  Ich sollte mich vor allem in der Hauswirtschaft ausbilden.  Kochen, Servierkunde, Wirtschaftslehre standen auf dem Stundenplan.  Dann hatte ich noch Literatur, Kunstgeschichte, Geigenunterricht und besonders Tschechisch.  Zu meiner Zeit waren fast nur Tschechinnen da.  Einige Engländerinnen, eine Französin und fünf bis sechs Deutsche bevölkerten außerdem das Kloster.  Die meisten lernten Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch und auch Tschechisch. Nach 2-jährigem Studium konnten sie in Prag das Staatsexamen ablegen.
Im großen Speisesaal war die Tischordnung so eingeteilt, daß die Zöglinge, die dieselbe Sprache lernten, an dem gleichen Tisch saßen und sich nur in dieser Sprache unterhalten durften.  Auch bei den Spaziergängen war es so.  Wir kleines Häufchen Deutsche saßen mit unserer Lehrerin, die übrigens ausnahmsweise keine Schwester war, an einem Tisch und radebrechten das schwierige Tschechisch.  "Wir machen Konversation", hieß es in der Fachsprache.  Ich hatte von eh und je eine Abneigung gegen die komplizierte Grammatik und habe die Sprache nie richtig erlernt.
Die Schwestern gehörten dem Orden der Salesianerinnen an, lebten in strenger Klausur und ganz nach englischem Vorbild.  Die Schwester an der Pforte durfte das Kloster verlassen und alle Besorgungen erledigen.  Bei den anderen bedurfte es einer besonderen Genehmigung, und diese wurde nur in ganz dringenden Fällen erteilt.  Wollte z.B. im Klostergarten ein Arbeiter eine Schwester etwas fragen, mußte jemand von uns zugegen sein; denn allein durfte sie mit keinem Mann sprechen.  Wir mußten die Schwestern mit Soeur (= Schwester) ansprechen: Soeur Maria Charlotte!  Meistens wurde davon allerhand verschluckt und es klang dann so: S Ma Charlotte.  Die Schwestern, welche uns Unterricht erteilten, waren sehr gebildet und manchmal noch blutjung.  Auch Schwerreiche beherbergte das Kloster, z.B. die Fürstin Lobkowitz.  Wir bekamen sie nur selten zu Gesicht und sie wurde von allen mit der größten Hochachtung behandelt.
Jede Lehrschwester hatte ihr spezielles Fach.  In der Zeit, wo wir lernen sollten, beaufsichtigte uns eine ältere Schwester, die sonst nichts anderes tat.  Die jungen Schwestern spielten und turnten mit uns und waren genauso ausgelassen und fröhlich wie wir.  Sie verstanden alle Feste großartig und würdevoll zu feiern.  Am 8. Dezember (Fest des Franz von Sales) war für sie ein großer Festtag.  Wir durften zu ihnen in die Klausur und alles miterleben. Zur Erinnerung schenkten uns die Schwestern Bildchen mit einer netten Widmung.  Ich habe heute noch einige aufgehoben.  In der Adventszeit gingen wir jeden Nachmittag in die Klosterkirche zum Jesuskind und hielten eine kleine Andacht.  Auch für die engere und weitere Umgebung war der 8. Dezember ein besonderes Ereignis.  Die Schwestern holten gute Prediger, und eine Woche lang eilten die Gläubigen von weit und breit in die Klosterkirche.
Für uns Zöglinge waren die Kirchenbänke durch ein Gitter von der Außenwelt abgetrennt, und wir gelangten durch das Kloster in die Kirche.  Der Kirchenchor wurde meistens von den Zöglingen gestellt.  Wir hatten damals zwei Tschechinnen mit herrlichen Stimmen dabei.  Sie nahmen auch im Kloster Gesangunterricht, und alles war mucksmäuschenstill, wenn der Kirchenchor sang.
Am 6. Jänner feierten wir das sogenannte „Königsfest". Am Abend vorher bekam jede beim Abendessen einen kleinen Kuchen.  In zweien war je eine weiße Bohne versteckt.  Wer diese fand, wurde zum König und zur Königin ausgerufen.  Mit Purpurmänteln geschmückt, wurden sie feierlich zu ihrem Thron geleitet.  Einige Tage dauerten die Festlichkeiten.  Die Säle wurden ausgeräumt.  In dem einen standen kleine Tischchen für vier Personen, der andere diente als Tanzsaal, im dritten befand sich das Büffet.  Dort gab es viele gute Leckereien und Getränke.  Es wurde ganz vornehm soupiert.  Mit Vorspeise und eben allem, was zu einem festlichen Mahl gehört.  Da gerade Faschingszeit war, durften wir uns auch maskieren, und ich bekam mein erstes Faschingskostüm.  Wochenlang vorher hatten wir Theaterstücke und Couplets eingeübt, die dann im Theatersaal, „Gibacht“ genannt, dem Königspaar vorgeführt wurden.  Ein anderes Mal spielten wir drei Tage lang ein Spiel, welches einen besonderen Namen hatte, den ich vergaß.  Wir mußten unsere ältesten Sachen anziehen, wurden in einige Gruppen eingeteilt, und jede Gruppe wurde von einer Schwester angeführt.  Dann ging so eine Art Versteckspiel los.  Kein Winkel im Kloster blieb von uns unentdeckt.  Besonders die großen Speicherräume waren unser Spielfeld.  Müde und verschmutzt kamen wir am Abend aus unseren Verstecken.  Aber es war ein herrliches Spiel.
Das Kloster hatte wunderbare Gärten, und wir durften beinahe in allen spazieren gehen.  In einem befand sich ein Tennisplatz für uns, der im Winter zum Eislaufplatz umgewandelt wurde.
Ich schlief in einem großen Saal. jedes Bett hatte ringsherum einen Vorhang.  Man konnte seine Nachbarin nicht sehen.  Auch im Waschraum hatte jede ihre abgeschlossene Kabine.
Vor den Weihnachtsferien buken wir im Kochunterricht besonders feine Plätzchen, die wir unseren Eltern mitbringen durften.  Die Osterferien verbrachte ich ganz im Kloster.  Die Schwestern gestalteten diese Tage besonders schön und gaben uns viel fürs kommende Leben mit.  Ein besonderes Erlebnis war eine Woche Exerzitien.  Wir durften in dieser Zeit kein Wort untereinander wechseln, damit wir die Vorträge richtig verarbeiten konnten.  Am 10.  Mai 1936 wurden wir, die wir das erste Jahr im Kloster waren, zu Marienkindern geweiht.  Wir trugen alle dunkelblaue Kleider und bekamen dazu einen weißen Umhang.  Als wir nach der Feier in unsere Schlafsäle kamen, hatten die anderen Zöglinge unsere Betten mit ihren Glückwunschkarten geschmückt.
Manchmal machten wir auch Spaziergänge ins Dorf oder nach Staab.  Keine von uns war davon richtig begeistert.  Die Chotieschauer Buben riefen immer „Klouster Tschucherla" hinter uns her.  Deshalb fühlten wir uns hinter unseren dicken Klostermauern viel wohler.  Ab und zu fuhren wir zu einem Theaterbesuch nach Pilsen.
Es war ein ruhiges, festeingeteiltes, sinnvolles Leben, und man gewöhnte sich schnell daran.  War es da verwunderlich, daß so manches Mädchen, welches schon drei oder vier Jahre diese Ruhe und Geborgenheit genoß, gar nicht mehr heim wollte?  Die Eltern mußten sie manchmal fast mit Gewalt nach Hause holen.  
Mein Jahr ging schnell vorbei; ich mußte Abschied nehmen.  Die Zurückbleibenden gaben uns Blumen und, was viel wichtiger war, viel Gutes, Schönes und Großes mit!
Dankbar denke ich an die Zeit zurück.