Die
Unterwelt des Klosters
Chotieschau
G.F. und F.V. 02/2011
Schon immer gab es Gerüchte, dass sich unterhalb des
Klosters geheimnisvolle Gänge befinden. Sollten es Fluchtwege und Verstecke der
Bewohner in Kriegszeiten sein oder sind es Wasser- bzw. Abwasserkanäle aus
alten Zeiten? Die unterirdischen
gotischen Kellergewölbe sind jedenfalls
sehr ausgedehnt und wurden im zweiten Weltkrieg teilweise als Luftschutzkeller
benutzt. Ehemalige Schüler der Volks- und der Hauptschule werden sich daran
noch erinnern. Die Keller können heute im Rahmen von Führungen besichtigt
werden. Inzwischen sind alte Unterlagen aufgetaucht, aus denen mehr
Informationen über die Gänge und Kanäle zu erfahren sind. Es handelt sich wohl
hauptsächlich um Abwasserkanäle, die teilweise schon aus sehr alten Zeiten des Klosterbaus
stammen . Neuerdings wurden die Abwasserkanäle im Jahr 2005 durch die
Firma SPELEO- Rehak untersucht und es zeigte sich, dass es sich um ein
einmaliges Bauwerk von barockartigen Gängen handelt, zur Abführung von Ab- und
Regenwässern. Wie dem Buch von Milan Hlinomaz (Quellenangabe s.u.) zu entnehmen ist,
gibt es im staatlichen Archiv Klattau Unterlagen in Form von Plänen aus denen
hervorgeht, dass die Art und Ausführung der Kanäle Ähnlichkeiten mit denen des
Zisterzienser- Klosters in Plaß
( Plasy) hat. Das beweist, dass die bauliche Ausführung der Stollen auf
den Baumeister Matej Ondrej Kondel zurückzuführen sind, der sich in den Jahren
1736-56 in Chotieschau aufhielt und auch den Bau des Klosters geleitet hat. Der
Entwurf und die Ausführung des Kanalsystems zur Abwasserabfuhr erfolgte demnach
in drei historischen Schritten
Bild 1a zeigt den Eingang zu den Kellern, Bild1b einen Teil
des Kellergewölbes, das aus dem 14 Jahrhundert stammt.
Bild 1a
Bild
1b
Bild 2
In Bild 2 ist ein Abschnitt eines fast mannshohen,
barockartigen Stollens in einer Ausführung mit behauenen Sandsteinen zu sehen.
Bild 3
In Bild 3 ist ein Schema der bisher erforschten
Abwasser-Systeme unter dem Kloster dargestellt.
Der größte Teil ist auf das älteste Kanalsystem
zurückzuführen, das vom alten Konvent in der Zeit zwischen 1642 und 1750 erbaut
und benutzt wurde. Es soll sich um eine Anlage zur Abfuhr des Regenwassers
sowie für die Wasserzufuhr über hydraulische Pumpen zu einen Brunnen (Fontäne?)
des Konvents (um 1669) handeln. Die unter dem südlichen Teil des Konvents
befindlichen Kanäle aus grob behauenen Bruchsteinen sind teilweise eingebrochen
und es zeigen sich ernste Bauschäden. Weitere Abschnitte der vermutlich später
gebauten Stollen zeigen eine Bauweise auf der Basis fortschrittlicherer
Kenntnisse des Steinbaus mit besserer Bau-Stabilität. Diese Abschnitte sind bis
heute noch gut erhalten. Vermutlich
sind diese besseren Abschnitte auf den Baumeister M. O. Kondel aus Plaß
zurückzuführen, der aufgrund seiner Erfahrung durch frühere Tätigkeiten mit der
Problematik vertraut war. Jedenfalls ist die Einmaligkeit des kaskadenförmigen Ausbaus
des Untergrundes in Chotieschau bewundernswert. Leider sind Abschnitte, die
wohl für die Bewässerung der unteren Klostergärten benutzt wurden verschüttet,
teils durch Sedimente, teils durch Bauschutt. Andere Abschnitte sind wiederum
gut erhalten. Der Y-förmige Abschnitt ist wohl der älteste Teil der
Anlage. Er reicht vom Brunnen bis unter
den Klostergarten . An einigen Stellen befinden sich Lüftungskanäle bis auf das
Dach des Konvents. Über diesen Teil erfolgte wohl auch die Versorgung mit
Trinkwasser für das Bad und die Waschküche .Die Sammlung des Regenwassers aus
dem Klosterhof bis zu einer Zisterne erfolgte im östlichen Teil dieses
Stollensystems. Dieser Teil ist ein Durchlaufkanal auch zum Spülen der
Abfallgruben (von den Aborten). Der Abwasserkanal endet letztlich im Mühlgrabenbereich
der Radbusa.
Weitere unterirdische Gänge. An mehreren Stellen der Keller des Klosters und der Prälatur
gibt es Einstiege zu älteren, noch nicht erforschten Stollen aus vergangenen
Bauzeiten, mindestens aus dem 17. Jahrhundert. Verbürgt ist ein Gang, der die
Prälatur mit dem Klosterkeller verbindet. Über einen weiteren Gang bis hinunter
unter den Gärten und Wegen in das Dorf, der aber weitgehend verschüttet ist und
noch nicht erforscht wurde, berichtete Hans Haala im Heimatbrief 1988/ S.372. Demnach
wurde beim Bau des Hauses Nr. 20 im Jahr 1937 ein 30x30 großer Luftschacht
entdeckt, der in 5m Tiefe auf einen ausgemauerten Gang stößt. Dieser Gang führt
noch weiter bis zum Haus Nr. 28 (alte Bäckerei). Es könnte sich hier um einen Flucht- und Versorgungsgang für die
Bewohner in kriegerischen Zeiten handeln. Es gab also eine Verbindung zwischen
dem Kloster und den Beamten-Häusern im Dorf. Einen weiteren Gang soll es noch
im Bierkeller des Wirtshauses „Zum Alten Haala“ gegeben haben. Ob er Teil eines
weiter verzweigte „Höhlensystems“ war müsste noch erforscht werden. Die beiden
Systeme: Gänge und Abwasserkanäle haben keine Verbindung. Die gesamte Länge der bisher bekannten Stollen und Kanäle
beträgt 526 m mit einem Gefälle von insgesamt 38 m.
Quelle: Milan
Hlinomaz, „Dejini Klastera Premonstratek Chotesov“,Chotesov 2009 (Geschichte des
Praemonstratenserinenklosters Chotieschau, Chotieschau 2009)
Text aus dem Heimatbrief 1988, S372 Die wahrscheinliche Lage des Ganges ins Dorf
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