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aus Teinitzl
05-2010 Die Gemeinde Teinitzl Die relativ kleine Gemeinde liegt ca.1km nördlich von Chotieschau in einer Mulde und wird von einem Bächlein durchflossen, das den Ort in zwei Teile teilt. Die Erwerbsgrundlage der Bewohner bildeten Landwirtschaft und Bergbau. Das Ortsbild wurde wesentlich bestimmt durch die neun Vierkanthöfe, die an der Straße aufgereiht waren, sowie die in der Mitte liegende Kapelle und den Dorfteich. Seit 1891 bildeten Teinitzl und das 1 km westlich gelegene Horschikowitz einen Schulverband. Im Jahre 1913 war die einklassige Schule zu klein, deshalb wurde ein zweiklassiges Schulgebäude errichtet, das schon aus weiter Umgebung sichtbar ist. 1933 wurden dort 71 Kinder unterrichtet. Der letzte deutsche Schulleiter war Josef Frei, der 1946 in russischer Kriegsgefangenschaft umkam. Eine tschechische Minderheitenschule wurde 1919 eingerichtet; sie befand sich im späteren Kindergarten und wurde nur von wenigen Schülern besucht. Ab 1932 befand sich auch ein Kindergarten im Ort. Für die Entwicklung von Teinitzl war der auf dem Gemeindegrund im Jahre 1897 eröffnete Steinkohlenschacht von einschneidender Bedeutung. Der Name änderte sich je nach Staatszugehörigkeit mehrmals von Austria- über Masaryk- bis Herrman Göring-Schacht. Der Schacht ist inzwischen aufgegeben.Zwar nahm die Gemeinde durch den Großbetrieb beträchtliche Steuern ein, doch erlitt die Landwirtschaft beträchtlichen Schaden. Bodensenkungen verursachten Überflutungen von Wiesen und Äckern im Talgrund sowie Risse in Häusern, sodass mancher altererbte Hof aufgegeben werden mußte. Die Wiesen wurden durch eine etwa 2m hohe und 2km lange Holzrinne überbrückt ("Lutten"), in die das Wasser hochgepumpt wurde. Die Bewohner führten einen 3 Jahre langen Gemeinschaftsprozess gegen den ersatzlosen Kohleabbau, hatten aber keinen Erfolg. Obwohl die Schlagwettergefahr im Pilsener Revier gering war, fielen doch im August 1918 im damaligen Masaryk-Schacht 13 Bergleute einer Explosion zum Opfer. Die hohen Steuereinnahmen setzten die Gemeinde in die Lage außer dem Schulgebäude im Jahre1926 eine Kapelle zu bauen. Im gleichen Jahr konnte der Ort elektrifiziert werden. Im folgenden Jahr wurde eine Freiwillige Feuerwehr gegründet und mit modernsten Geräten - darunter einer Motorspritze - ausgerüstet. Außerdem konnten die Ortsstraßen und die Kanalisation ausgebaut werden. Die Gemeinschaft der Bauern besaß auch eine komplette Dreschanlage mit Dampfmaschine, Dreschmaschine und Strohpresse. Gedroschen wurde auf der Anhöhe im Norden des Ortes, wo auch das Stroh in großen Strohhaufen gelagert wurde. Die Maschinen wurden in der übrigen Zeit in 2 Schuppen südlich der Dorfschmiede untergebracht. Im Jahr 1939 wohnten in Teinitzl (inkl. Schacht) 227 Einwohner in71 Häusern. Kreuz am Dorfeingang Kapelle in der Dorfmitte Volksschule Bei einem Besuch im Jahr 1985 zeigte sich der ganze Verfall des einst blühenden rein deutschen Dorfes Teinitzl, der in den 40 Jahren nach 1945 eingetreten war. Die folgenden Bilder sprechen für sich: Haus Nr.57(Woller) Dorfstraße: Kotzauer u. Schafa (l.), Neubauer u. Annerl (r) Der Rest vom Soukup-Hof Nr.1 (Joh. Jaklin) Der Rest vom Hiesl-Hof Nr.43 Neubauerhof (Josef Jaklin) Nr. 7 Alter Kindergarten Nr 9 u. Holhöfer Nr. 10 (Ruine!) Volksschule Nr. 54 Schuleingang Bilder aus früheren Zeiten (z.T.übermittelt von Fam. Tumbach) Spritzenweihe 1927 Volksschulklasse 1930 mit OL. Wenisch Ortseingang und... ..Kapelle um 1940 Dorffest in den 30er Jahren Klasse der Volksschule 1933.... ....und 1937 Dampfdreschen in TeinitzlDie Gemeinschaft der Teinitzler Bauern besaß bereits vor dem Krieg eine komplette Dreschanlage mit Dampfmaschine (auch Lokomobil genannt), Dreschmaschine und Strohpresse. Die Maschinen waren während des Jahres in einem eignen Schuppen in der Nähe der Dorfschmiede untergebracht. Nachdem das Getreide eingebracht war, kam im Herbst die Zeit des Dreschens heran, an der das ganze Dorf – vor allem auch die Jugend – teilnahm. Zunächst wurden die Maschinen – allem voran die Dampfmaschine – zum Dreschplatz gefahren. Dieser befand sich auf der Anhöhe nördlich des Dorfes in Richtung der „Teinitzler Birkeln“. Die Maschinen mussten genau in einer Reihe ausgerichtet werden. Als erstes die Dampfmaschine, dann in einigem Abstand die Dreschmaschine und dahinter die Strohpresse. Über Riemenantrieb wurden die Maschinen miteinander verbunden, wobei der erste Riemen wegen Brandgefahr besonders lang war. Interessant - vor allem für die technisch interessierten Buben – war das erste Anfahren der Anlage. Zunächst wurde die Dampfmaschine über mehrere Stunden angeheizt . Das geschah mit Steinkohle, die dafür vom Teinitzler Schacht herbeigeholt werden musste. Ebenso musste immer genügend Wasser in Fässern bereitgestellt werden. Wenn der Druck im Dampfkessel hoch genug war, konnte das Anfahren beginnen. Dafür zuständig war der Dorfschmied, der dafür extra eine technische Ausbildung bekommen hatte. Langsam setzte sich das Schwungrad - vom gehörigen Fauchen und Zischen begleitet - in Bewegung, und über den Riemen angetrieben lief die Dreschmaschine allmählich an. Der Vorgang musste manchmal am Anfang mehrmals wiederholt werden, da der Riemen absprang; Abstand und Richtung der Maschinen musste daraufhin nochmals genau eingerichtet werden. Wenn es dann losging begann die Dreschmaschine mit dem typischen singenden Geräusch immer lauter zu werden, bis die Arbeitsgeschwindigkeit erreicht war. Inzwischen wurde das Getreide mit den Leiterwagen herbeigeschafft und der Dreschvorgang konnte beginnen. Die Getreidegarben wurden auf den „Tisch“ geworfen, geöffnet, und von der Bäuerin oben in die Maschine eingelassen. Das Getreide wurde in der Maschine durch Rüttelsiebe gesiebt, durch Gebläse gereinigt und in Säcken aufgefangen um dann von den Männern auf die bereitstehenden Wagen aufgeladen zu werden. Das Stroh kam zu großen Bündeln gepresst hinten aus der Strohpresse gebunden heraus und wurde zu großen Strohhaufen , die schon von weitem zu sehen waren, aufgeschichtet. Das Dreschen zog sich stets über mehrere Tage hin, bis alle Bauern ihr Getreide: Roggen, Weizen, Gerste und Hafer gedroschen hatten. Zum Abschluss gab es dann ein schönes Dorffest und die Maschinen wurden wieder in ihr Winterquartier gebracht. Die Strohhaufen waren für die Dorfjugend stets ein beliebter Ort zum „Räuber und Gendarm“ spielen. Man konnte sich darin besonders gut verstecken. Gerhard Frei Schuleinweihung in Teinitzl 1892 (Alte Schule)Der nachfolgende Bericht aus der Pilsener Zeitung von 1892 ist auch aus heutiger Sicht aus mehreren Gründen interessant:-- wie die Einweihung einer deutschen Dorfschule vor über 100 Jahren als ein freudiges Ereignis gefeiert wurde; -- wie einfach und schnell Genehmigung und Bau eines Schulgebäudes in k. und k.-Zeiten „in wenigen Wochen“ möglich waren; -- für wie bedeutsam auch damals schon eine gute Ausbildung der Jugend „für ein besseres Fortkommen in der Zukunft“ erkannt wurde. Pilsener Zeitung Nr. 88 vom 2. November 1892Chotieschau, 31.Oktober. (Eigenbericht)Der
gestrige Tag war für die Bewohner von Teinitzl und Horschikowitz ein
besonders
freudiger Festtag. Die beiden nun zu einer Schulgemeinde vereinigten
Ortschaften begingen das Fest der Weihe der von ihnen neu errichteten
Schule.
In den Vormittagestunden war die Baubewilligung des neuen Schulgebäudes
erfolgt; nachmittags um 2 Uhr bewegte sich der Zug der Festtheilnehmer
von der
Dorfkapelle aus zur neuen Schule, welche am südlichen Ende von Teinitzl
auf
einer Anhöhe steht und mit dem sie einschließenden Garten schon von
weitem
einen freundlichen Eindruck macht. Den Zug eröffnete die Teinitzler und
Horschikowitzer Schuljugend mit der Schulfahne, begleitet von Schülern
der
Chotiechauer Schule; dann kam die hochw. Geistlichkeit, gefolgt von
einer
zahlreichen Menschenmenge. Im neuen Schulgebäude hatte sich bereits
Herr k. k.
Bezirkshauptmann E. Schmatt, der k. k. Bezirksschulinspektor J.
Saatzer, der k.
k. Bezirksarzt Theumer, der k. k. Bezirkscommissär, sowie die Vertreter
der
bautechnischen Behörde eingefunden. Die
Weihe nahm Se. Hochwürden Herr Pfarrer P. Hieronymus Syha unter
Assistenz des
hochw. Herrn Caplans P. Adolf Pöller vor, worauf Herr Pfarrer P. Syha
an die im
freundlichen Lehrzimmer Kopf an Kopf gedrängten Anwesenden eine
ergreifende
Ansprache hielt. Er erörterte darin den Segen einer Schule für Staat
und Kirche
und wies ganz besonders darauf hin dass die Anforderungen an eine
Schule
gegenwärtig ganz andere, bedeutendere seien, als in früherer Zeit und
dass nur
derjenige auf ein besseres Fortkommen rechnen könne, der mit mehr
Kenntnissen
und Fertigkeiten ausgerüstet im Daseinskampfe dastehe. Daran knüpfte
der Redner
sehr beherzigenswerthe Mahnungen an Eltern, Lehrer und Kinder und
schloß mit
Dankesworten an den Herrn k. k.
Bezirkshauptmann und den Herrn k. k.
Bezirksschulinspector, welche durch
ihre Gegenwart dem Feste einen besonderen Glanz verliehen. Sodann
verlieh der
Herr Bezirkshauptmann seiner freudigen Genugtuung über den gelungenen
Schulbau
Ausdruck und sprach den Wunsch aus, daß aus der neuen Schule
sittlich-religiöse
Charaktere und tüchtige Bürger des Staates hervorgehen mögen. Der Herr
Schulinspector erwähnte des ganz freien Entschlusses der beiden
Gemeinden, die
sich ohne jeden behördlichen Antrag zum Schulbau entschlossen und
denselben
auch in wenigen Wochen zu Ende führten. Des weiteren empfahl er den
zukünftigen
Herrn Schulleiter Wenzel Weschta dem Wohlwollen der Gemeinden. Die Rede
klang
in ein begeistert aufgenommenes dreimaliges „Hoch“ auf den Schirmherren
der
Volksschule, den Kaiser aus. Nach Absingen der Volkshymne war die
schöne Feier
beendet. Der Nachmittag versammelte die Festgäste, welche von Chotieschau, Nürschan, Gottowitz, Staab u.s.w. erschienen waren, in Muhr´s Gasthause zu einer gemüthlichen Versammlung, wobei es die wackeren Teinitzler und Horschikowitzer an reichlicher Bewirthung ihrer Gäste durchaus nicht fehlen ließen. Herr k. k. Bezirkshauptmann Schmatt toastierte auf „einiges Zusammenwirken von Kirche mit der Schule“, Herr k. k. Bezirksschulinspector Saatzer „auf die schulfreundlichen Bewohner beider Gemeinden“, Herr Oberlehrer Wirth im Namen der neuen Schulgemeinde auf die Herren Vertreter der k. k. Mieser Schulbezirksbehörde, Herr Dr. Bloch namens der beiden Ortschaften „auf den Chotieschauer Lehrkörper“ usw. Als die verehrten Gäste von Mies die Rückreise antraten, hatte die festliche Stimmung noch lange nicht ihr Ende erreicht und es wurde noch manches gute deutsche Wort über die Schule,die den beiden Gemeinden zur Ehre gereicht für alle Zeiten, gesprochen. Lange noch mag die Feier der Schulweihe in den freudig erregten Gemüthern nachklingen. Nachwort Bereits
20 Jahre nach der Einweihung war die einklassige Schule zu klein und es
wurde
in direkter Nachbarschaft eine zweiklassige neue Volksschule mit
Lehrerwohnung
gebaut und 1913 eingeweiht. Im Jahr 1933 wurden dort 71 Kinder aus den
beiden
Ortschaften unterrichtet. Diese
Schule
war bis 1945 in Betrieb. Seitdem steht sie mangels Schulkinder leer. Das
Foto zeigt ,wie heruntergekommen das alte
Schulgebäude im Jahr 1985 war.
Gerhard Frei
Das
Teinitzler Segelschiffsmodell Die Teinitzler Volksschule wurde im Jahr 1941 im ganzen Sudetenland mit der Teilnahme an einem Wettbewerb bekannt. Die Klasse der 13- bis 14-jährigen Buben erstellte im Werkunterricht unter der Leitung ihres Lehrers Josef Frei ein Modell des Segelschulschiffes „Horst Wessel“ und wurde damit Gausieger! In zahlreichen Nachmittags- Arbeitsstunden entstand im Werkunterricht ein Modell des Schwesterschiffes der „Gorch Fock“ im Maßstab 1:100 (eine Drei-Mast Bark), wobei alles sehr detailgenau nachgebaut war. Der Schiffskörper war aus Holz; die Deckaufbauten, die drei Masten mit der gesamten Takelage sowie die Segel wurden in liebevoller Arbeit genau nach dem Original angefertigt. Beim Nähen der 21 Segel soll auch die Lehrersfrau mitgeholfen haben. Das Modell wurde verpackt und eingeschickt und kam preisgekrönt wieder zurück. Somit konnte die Gemeinde Teinitzl stolz auf den Erfolg ihrer Schule sein. Es wäre interessant zu wissen, ob das Modell noch existiert und wo es sich heute befindet! -- Das erste Segelschulschiff „Gorch Fock 1“ lief 1933 vom Stapel. Der Name „Gorch Fock“ ist das Pseudonym des Dichters Johann Kinau, der bereits 1918 mit der Erzählung „Seefahrt ist Not“ berühmt wurde. Die „Gorch Fock 1“ wurde kurz vor Kriegsende 1945 vor Stralsund von der deutschen Wehrmacht versenkt aber von den Russen wieder gehoben. Nach der Reparatur segelte sie als „Towarischtsch“ über die Meere bis sie 1995 seeuntüchtig wurde; seither liegt sie in Wilhelmshaven als Museum vor Anker. -- Die „Horst Wessel“ wurde 1936 als zweites Schulschiff für die deutsche Marine gebaut und 1946 nach USA überführt (Reparationsleistung), wo es seither unter dem Namen „Eagle“ fährt. - -Im Jahr 1938 folgte als drittes Segelschulschiff die „Albert Leo Schlageter“ ; dieses Schiff fährt heute unter dem Namen „Sagres“ für die portugiesische Marine. Die heutige „ Gorch Fock 2“ wurde 1958 eingeweiht und
fährt heute noch als deutsches Segelschulschiff über die Meere . Vor einem Jahr
– 2008 – konnte sie ihr 50-jähriges Jubiläum feiern und wurde in Presse und
Fernsehen gebührend gefeiert . Die
Abb. 1 zeigt die Gausieger-Urkunde
Gerhard Frei
Ortsplan Teinitzl 1945 ( vergrößern hier ==>) Teinitzl aus der Luft 2008 (von Geodis) Als die Amerikaner kamen Nach Tagebuch- Aufzeichnungen von Gerhard Frei Es
ist Frühling im südlichen Egerland. Wir haben schon Radieschen, Salat
und Spinat im Garten angesät und Zwiebeln und Kartoffel gesteckt.
Tulpen und Narzissen blühen im Blumenbeet und die Kirschbäume sind in
voller Blüte.
Wir sind im Jahr 1945; der Zweite Weltkrieg nähert sich dem Ende. Noch vor wenigen Wochen wurden die Skoda- Werke in Pilsen bombardiert; wir haben das Feuer am Abend beobachtet. Im „Dubovzen“ nahe Wiesengrund haben feindliche Flugzeuge einen Bombenteppich gelegt. Seit Februar beobachten wir die endlosen Flüchtlingstrecks aus Schlesien auf der Straße, die von Pilsen über Chotieschau nach Westen führt. Wir – meine Mutter, meine beiden Schwestern und ich – wohnen in der Lehrerwohnung der Volksschule in Teinitzl; unser Vater ist als Soldat in Russland. Im unteren Klassenraum des zweistöckigen Gebäudes sind Flüchtlinge aus Schlesien einquartiert – der Schulunterricht ist schon seit einiger Zeit eingestellt. Die Flüchtlinge, die hier einige Tage Rast machen , schlafen auf Strohlagern, die von den Bauern des Dorfes eingerichtet wurden. Die Frauen kochen das Essen für ihre Familienmitglieder auf unserem Küchenherd. Mit den Kindern haben wir uns angefreundet, obwohl uns der schlesische Dialekt fremd ist. Einige Kinder sind wegen Scharlach ins Krankenhaus nach Pilsen eingeliefert worden. Am 7. Mai bricht plötzlich eine große Unruhe über uns herein. Wir beobachten eine Kolonne von Lastwagen, angeführt von einem Jeep, wie er sich über die Chotieschauer Straße dem Dorf nähert. Plötzlich rufen einige Frauen aufgeregt: „Die Russen kommen! Die Autos haben einen Stern vorne und an der Seite!“ Gleichzeitig landen zwei Kleinflugzeuge auf dem Feld vor der Schule. Auch sie tragen einen Stern. Endlich sagt jemand: „Es ist ein weißer fünfzackiger Stern, kein roter, also sind es Amerikaner!“ Nun sind alle beruhigt und warten auf die kommenden Ereignisse. Die Amerikaner – es sind ca. 30 Mann - beziehen den oberen Klassenraum der Schule und stellen ihre Lastwagen im Schulhof ab. Die Soldaten – auch einige Schwarze sind dabei – sind freundlich zu den Kindern und verschenken Schokolade. Als mir ein Amerikaner etwas schenken will – es ist wohl ein Kaugummi, was ich nicht kenne – lehne ich es ab; ein Hitlerjunge (ich bin 12) nimmt nichts von seinem Feind !! Die Kinder sammeln inzwischen die Zigarettenkippen und holen den Tabak heraus. Die Amerikaner machen sich einen Spaß daraus, eine Zigarette nur kurz anzuzünden und dann wegzuwerfen, um zu beobachten , wie sich die Kinder darum balgen. Einige Kinder sind bald so schlau, dass sie sich aus den Verstecken in den Lastwagen selbst mit Schokolade versorgen! Am 8. Mai ist der Krieg beendet und die Amerikaner feiern ihren Sieg über Deutschland mit einem riesigen Feuerwerk. Nun haben wir also Frieden! Nach einiger Zeit haben die Soldaten unser Motorrad – eine Java - im Schuppen entdeckt und versuchen es zum Laufen zu bringen. Das ist wohl nicht so einfach, denn das Motorrad war schon einige Jahre stillgelegt und gut versteckt. Sie haben wohl einen Fachmann dabei, denn plötzlich springt es doch an und sie fahren damit herum; Benzin haben sie ja genug dabei. Da es auf Lebensmittelkarten viele Dinge nicht zu kaufen gibt, ist meine Mutter froh als die Amerikaner sich einige Hühner eintauschen , um sie zu braten. Wir bekommen dafür andere Lebensmittel, auch Bananen und Orangen, was wir kaum kennen. Meine Schwester ist so schlau, dass sie einmal einige bereits eingetauschten Hühner wieder freilässt, sodass wir sie noch einmal „verkaufen“ können! Da sich inzwischen tschechische Partisanen herumtreiben und uns Deutsche bedrohen, sind wir froh, dass wir die Amerikaner in unserer Nähe haben. Obwohl sie vor kurzem noch unsere Feinde waren, beschützen sie uns vor dem Schlimmsten und dafür sind wir dankbar. |